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Damit schieden die drei Tiere von dem Pilger, dieser aber gedachte an seine Pflicht, daß dem Menschen zieme, dem Menschen zu helfen, und er warf das Seil wiederum in die Grube und zog den Goldschmied heraus. Dieser bedankte sich mit vielen Worten für die Gnade und Barmherzigkeit, die der Pilger an ihm getan. Er bat, ihn ja in der Königsresidenz, wo er wohne, zu besuchen und verließ ihn.
Auf seinem Weiterweg kam der Pilger in die Nähe der Residenz und an den Ort, wo der Affe, die Natter und die Schlange wohnten. Die freuten sich, und der Affe brachte ihm, der sehr ermattet war, Obst und süße Feigen, die Natter zeigte ihm eine kühle, angenehme Grotte, wo er ruhen und rasten konnte, und legte sich davor und bewachte seinen Schlaf, denn niemand wagte sich dorthin, wo die große Natter lag. Die Schlange aber schlüpfte in die Königsburg und stahl dort einige goldene Kleinode, die gab sie dem Pilger zur Verehrung, sagte ihm aber nicht, woher sie dieselben hatte. Als dieser von den Tieren aufbrach, ging er in die Königsstadt und suchte den Goldschmied auf, dem zeigte er die Kleinode und bot sie ihm zum Kauf an. Der Goldschmied sah, daß sie des Königs Eigentum waren, schwieg still, ging zum König und zeigte an, daß er den Dieb dieser Kleinode in seinem Haus gefangen habe. Dafür empfing er eine stattliche Belohnung, und der König sandte seine Häscher, die fingen den Pilger, schlugen ihn, führten ihn durch die Straßen und hinaus zum Galgen, um ihn zu henken. Da gedachte der alte Mann auf dem Wege an die Warnung der Tiere und seufzte laut: „O hätte ich euren Rat befolgt, ihr getreuen Tiere, so wäre diese Trübsal mir nicht beschieden worden!“
Nun hatte die Schlange just ihre Wohnung an dem Weg, der zum Hochgericht führte, und hörte die Klagerede des unschuldigen Mannes, an dessen Unglück sie mit schuld war und betrübte sich und dachte darauf, wie sie ihm helfen könne. Da nun der Königssohn, ein junger Knabe, auch des Weges geführt wurde, damit er des Diebes Strafe zusehe, kroch sie hin und biß ihn in das Bein, daß es bald aufschwoll. Da blieb alles Volk erschrocken stehen und man sandte eiligst nach Ärzten und nach Astrologen die helfen sollten. Die Ärzte brachten Theriak herbei, eine Arznei, die gepriesen war gegen den Schlangenbiß, er half jedoch nichts. Die Astrologen aber lasen in den Sternen, daß der zum Tode geführte Pilger unschuldig war, und der Königsknabe rief selbst mit heller Stimme: „Bringt mir den Mann her, daß er seine Hand auf meine Wunde und mein Geschwulst lege, so werde ich heil sein!“
Da wurde der Pilger vor den König geführt, der fragte nach seinem Schicksal, und der Pilger erzählte dem König alles treulich, von den guten dankbaren Tieren und dem schändlichen Undank des Goldschmieds, den er vom Tod errettet. Und dann hob er Hände und Augen zum Himmel und flehte: „O allmächtiger Gott, so wahr es ist, daß ich unschuldig bin an dem Diebstahl, so wahr wird meine Hand diesen Menschen heilen!“ – Und da wurde von Stund an der Königssohn gesund. Als das der König sah, wurde sein Herz froh und freudvoll. Er ehrte den Pilger mit köstlichen Gaben, ließ ihm auch alle Kleinode, um derentwillen der Pilger Todesangst ausgestanden hatte, und ließ den Goldschmied auf der Stelle henken, zur Strafe seines großen Undanks.