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So erziehst du starke Kinder
Und wie sie ihm das alles gegeben hatte, setzte sie sich in ihren Wagen und fuhr in das goldene Schloss von Stromberg.
Als der Mann aufwachte und sah, dass er geschlafen hatte, ward er von Herzen traurig und sprach: „Gewiss nun ist sie vorbeigefahren, und ich habe sie nicht erlöst.“ Da fielen ihm die Dinge in die Augen, die neben ihm lagen, und er las den Brief, darin geschrieben stand, wie es zugegangen war. Also machte er sich auf und ging fort, und wollte nach dem goldenen Schloss von Stromberg, aber er wusste nicht, wo es lag. Nun war er schon lange in der Welt herumgegangen, da kam er in einen dunkeln Wald und ging vierzehn Tage darin fort und konnte sich nicht herausfinden. Da ward es wieder Abend, und er war so müde, dass er sich an einen Busch legte und einschlief. Am andern Tag ging er weiter, und abends als er sich wieder an einen Busch legen wollte, hörte er ein Heulen und Jammern, dass er nicht einschlafen konnte. Und wie die Zeit kam, wo die Leute Lichter anstecken, sah er eins schimmern, machte sich auf und ging ihm nach; da kam er vor ein Haus, das schien so klein, denn es stand ein grosser Riese davor. Da dachte er bei sich: „Gehst du hinein und der Riese erblickt dich, so ist es leicht um dein Leben geschehen.“ Endlich wagte er es und trat heran. Als der Riese ihn sah, sprach er: „Es ist gut, dass du kommst, ich habe lange nichts gegessen, ich will dich gleich zum Abendbrot verschlucken.“ – „Lass das lieber sein,“ sprach der Mann, „ich lasse mich nicht gerne verschlucken; verlangst du zu essen, so habe ich genug, um dich satt zu machen.“ – „Wenn das wahr ist,“ sagte der Riese, „so kannst du ruhig bleiben; ich wollte dich nur verzehren, weil ich nichts anderes habe.“ Da gingen sie und setzten sich an den Tisch, und der Mann holte Brot, Wein und Fleisch, das nicht all ward. „Das gefällt mir wohl,“ sprach der Riese und ass nach Herzenslust. Danach sprach der Mann zu ihm: „Kannst du mir nicht sagen, wo das goldene Schloss von Stromberg ist?“ Der Riese sagte: „Ich will auf meiner Landkarte nachsehen, darauf sind alle Städte, Dörfer und Häuser zu finden.“ Er holte die Landkarte, die er in der Stube hatte, und suchte das Schloss, aber es stand nicht darauf. „Es tut nichts,“ sprach er, „ich habe oben im Schranke noch grössere Landkarten; darauf wollen wir suchen,“ aber es war auch vergeblich. Der Mann wollte nun weitergehen; aber der Riese bat ihn, noch ein paar Tage zu warten, bis sein Bruder heim käme, der wäre ausgegangen, Lebensmittel zu holen. Als der Bruder heim kam, fragten sie nach dem goldenen Schloss von Stromberg, er antwortete: „Wenn ich gegessen habe und satt bin, dann will ich auf der Karte suchen.“ Er stieg dann mit ihnen auf seine Kammer und sie suchten auf seiner Landkarte, konnten es aber nicht finden; da holte er noch andere alte Karten, und sie liessen nicht ab, bis sie endlich das goldene Schloss von Stromberg fanden, aber es war viele tausend Meilen weit weg. „Wie werde ich nun dahin kommen?“ fragte der Mann. Der Riese sprach: „Zwei Stunden hab ich Zeit, da will ich dich bis in die Nähe tragen, dann aber muss ich wieder nach Haus und das Kind säugen, das wir haben.“ Da trug der Riese den Mann bis etwa hundert Stunden vom Schloss und sagte: „Den übrigen Weg kannst du wohl allein gehen.“ Dann kehrte er um, der Mann aber ging vorwärts Tag und Nacht, bis er endlich zu dem goldenen Schloss von Stromberg kam. Es stand aber auf einem gläsernen Berge, und die verwünschte Jungfrau fuhr in ihrem Wagen um das Schloss herum und ging dann hinein. Er freute sich, als er sie erblickte, und wollte zu ihr hinaufsteigen, aber wie er es auch anfing, er rutschte an dem Glas immer wieder herunter. Und als er sah, dass er sie nicht erreichen konnte, ward er ganz betrübt und sprach zu sich selbst: „Ich will hier unten bleiben und auf sie warten.“ Also baute er sich eine Hütte und sass darin ein ganzes Jahr und sah die Königstochter alle Tage oben fahren, konnte aber nicht zu ihr hinaufkommen.
Da sah er einmal aus seiner Hütte, wie drei Räuber sich schlugen, und rief ihnen zu: „Gott sei mit euch!“ Sie hielten bei dem Rufe inne, als sie aber niemand sahen, fingen sie wieder an sich zu schlagen, und das zwar ganz gefährlich. Da rief er abermals: „Gott sei mit euch!“ Sie hörten wieder auf, guckten sich um, weil sie aber niemand sahen, fuhren sie auch wieder fort sich zu schlagen. Da rief er zum drittenmal: „Gott sei mit euch!“ und dachte „du musst sehen, was die drei vorhaben,“ ging hin und fragte, warum sie aufeinander losschlügen. Da sagte der eine, er hätte einen Stock; gefunden, wenn er damit wider eine Tür schlüge, so spränge sie auf; der andere sagte, er hätte einen Mantel gefunden, wenn er den umhinge, so wäre er unsichtbar; der dritte aber sprach, er hätte ein Pferd gefangen, damit könnte man überall hinreiten, auch den gläsernen Berg hinauf. Nun wüssten sie nicht, ob sie das in Gemeinschaft behalten oder ob sie sich trennen sollten. Da sprach der Mann: „Die drei Sachen will ich euch eintauschen: Geld habe ich zwar nicht, aber andere Dinge, die mehr wert sind, doch muss ich vorher eine Probe machen, damit ich sehe, ob ihr auch die Wahrheit gesagt habt.“ Da liessen sie ihn aufs Pferd sitzen, hingen ihm den Mantel um und gaben ihm den Stock in die Hand, und wie er das alles hatte, konnten sie ihn nicht mehr sehen. Da gab er ihnen tüchtige Schläge und rief: „Nun, ihr Bärenhäuter, da habt ihr, was euch gebührt: seid ihr zufrieden?“ Dann ritt er den Glasberg hinauf, und als er oben vor das Schloss kam, war es verschlossen; da schlug er mit dem Stock an das Tor, und alsbald sprang es auf. Er trat ein und ging die Treppe hinauf bis oben in den Saal, da sass die Jungfrau und hatte einen goldenen Kelch mit Wein vor sich. Sie konnte ihn aber nicht sehen, weil er den Mantel umhatte. Und als er vor sie kam, zog er den Ring, den sie ihm gegeben hatte, vom Finger und warf ihn in den Kelch, dass es klang. Da rief sie: „Das ist mein Ring, so muss auch der Mann da sein, der mich erlösen wird.“ Sie suchten im ganzen Schloss und fanden ihn nicht, er war aber hinausgegangen, hatte sich aufs Pferd gesetzt und den Mantel abgeworfen. Wie sie nun vor das Tor kamen, sahen sie ihn und schrieen vor Freude. Da stieg er ab und nahm die Königstochter in den Arm; sie aber küsste ihn und sagte: „Jetzt hast du mich erlöst, und morgen wollen wir unsere Hochzeit feiern.“